Im Jahr 1953 entstanden erstmals nicht nur ein, sondern gleich drei neue Modelle, die jeweils eine andere technische Basis aufwiesen.
ABARTH 1100 SPORT GHIA - Projekt 103GT
Es ist dies eine dieser Geschichten, die man gar nicht erst beginnen sollte. Man sollte nichts darüber lesen und ganz sicher auch nichts darüber schreiben. Denn ersteres ist nur verwirrend – und am zweiten kann man sich eigentlich nur die Finger verbrennen. Es beginnt schon bei der Benennung: ist dies nun ein Abarth 1100 Ghia, oder gehört Fiat da auch noch dazu, oder steht vielleicht sogar Ghia ganz vorne? Muss vielleicht auch noch etwas mit 103 und/oder Sport hinein?
Beginnen wir doch einmal bei der Technik. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Basis dieses Einzelstücks zwar auf dem Abarth 205 stand, ist gross. Doch gleichzeitig darf als sicher gelten, dass Abarth fleissig an diesem Chassis aus Stahlträgern arbeitete, denn es erhielt eine neue Seriennummer, eben: 103. Es sollte dies wohl das Fundament einer neuen Serie von Abarth-Produkten werden. Wahrscheinlich ist ausserdem, dass der Motor und das Getriebe des im gleichen Jahr präsentierte Fiat 1100 verwendet wurden; ob Carlo Abarth an diesem Vierzylinder herumbastelte, das ist nicht bekannt (aber wahrscheinlich, denn es heisst, der 1100er habe 64 PS gehabt. Anstatt der serienmässigen 36.). Man weiss nun aber, dass der erste Besitzer, der New Yorker William Vaughan, unbedingt einen Achtzylinder einbauen wollte in diesen Wagen; ob er es auch tat, das weiss man hingegen nicht.
Überhaupt ist die ganze Lebensgeschichte dieses Fahrzeugs ein grosses Rätsel, zuletzt wurde es 1954 gesehen – und tauchte dann 2015 in Pebble Beach wieder auf, perfekt restauriert. Und dann ist schliesslich noch die ganz grosse Frage: wer hat diesen Abarth gezeichnet? Gut, klar: Ghia. Chef war damals Felice Mario Boano (den wir später im Zusammenhang mit Ferrrari wiedersehen). Doch es war auch sonst eine ganze Menge an Talent an Bord damals bei Ghia, Giovanni Michelotti zum Beispiel (definitiv der «leader» in jenen Jahren), aber auch Giovanni Savonuzzi und Virgil Exner. Und wenn man nun diesen Abarth ansieht und gleichzeitig die «Firearrow»-Chrysler (1951/52), dann könnte man wohl auf die Idee kommen, dass Exner die Idee gehabt haben könnte. Aber man weiss es halt nicht (mehr).
Quelle: radicalmag.com
Die zweite Geschichte vom octange-magazin zu diesem Fahrzeug liest sich so:
ABARTH 1100 SPORT GHIA – RÄTSELHAFTES JUWEL
Im Jahr 2015 wäre ein kleiner Abarth 1100 Sport Ghia aus dem Jahr 1953 beinahe zum »Best of Show« in Pebble Beach gekürt worden. Dies war aus zweierlei Gründen aussergewöhnlich. Erstens kommen in Pebble Beach meist Vorkriegsautos prominenter Hersteller zu Ehren und zweitens wurde der kleine Abarth 1100 Sport Ghia nicht durch ein hochdotiertes Restaurierungsunternehmen in Bestform gebracht, sondern durch einen enthusiastischen Privatier.
Begonnen hat die Geschichte im Frühling 1953 am Turiner Salon auf dem Ghia-Stand: Neben einem imposanten Dodge Firearrow von Ghia stand ein kleines Coupé mit Abarth-Markenzeichen. Die Automobil Revue berichtete am 29. April: »Abgesehen von einer etwas massiven Vordergestaltung, ist ein fast schneeweisses kleines Ghia-Sportcoupé eine der Hauptattraktionen im Salon. Unter dem niedrigen Wagen, dessen verchromte Drahtspeichenräder in pikantem Gegensatz zur grossflächigen Karosserie stehen, verbirgt sich ein von dem ‚Frisier‘-Künstler Abarth unter Verwendung von Fiat-1100-Teilen entwickeltes Fahrwerk mit eigenem Rahmen und Porsche-Vorderradaufhängung.«
Chassis Nummer 205-104 war das vierte von fünf gebauten 205A-Fahrgestellen, die Abarth in den Jahren 1950 bis 1953 konstruierte. Es waren seine ersten eigenen Autos, nachdem er als Rennleiter bei Cisitalia ausgeschieden war. Die ersten drei erhielten Vignale-Coupé-Karosserien und haben bis heute überlebt. Die beiden Chassis 205-101 und -102 nahmen 1950 sogar an der Mille Miglia teil, schnitten aber nicht sonderlich gut ab. Das fünfte Chassis bekam einen Spideraufbau und wurde nach einem schweren Unfall verschrottet. Bei der Nummer 104 griff Abarth auf Teile des neuen Fiat 1100 zurück, namentlich den Motor und das Getriebe. Diese Karosserie liess er bei Ghia bauen. Es handelte sich bei diesem Chassis um einen Plattformrahmen aus Spezialstahl. Die Vorderräder waren einzeln, die hinteren an einer Starrachse aufgehängt. Der Radstand betrug rund 2,23 Meter, der Motor mit 1089 Kubikzentimetern Hubraum leistete eindrückliche 75 PS bei 6000 Umdrehungen.
Es gab eine ganze Reihe von Karosseriedesignern, die in jener Zeit für Ghia entwarfen, darunter Virgil Exner, Giovanni Michelotti, Mario Boano und Giovanni Savonuzzi. Entsprechend unsicher ist, wer sich für den Abarth 1100 Sport ans Zeichenbrett setzte. Vorherrschende Meinung ist, dass Michelotti den Abarth verantwortete. Aber man kann davon ausgehen, dass er zur Inspiration einen genauen Blick auf andere Entwürfe jener Zeit warf.
Das Ergebnis jedenfalls war atemberaubend. Der kaum viel mehr als 3,6 Meter lange Ghia-Abarth wies teilverschalte Räder und eine minimalistische Ponton-Karosserielinie auf. Die Front allerdings war klar charakterisiert und zeigte eine »Nase« ähnlich, wie dies bei einigen Studebaker-Modellen der frühen Fünfzigerjahre der Fall war. Die Kabine war grosszügig verglast, auf eine B-Säule wurde verzichtet. Je nach Perspektive wirkte der Abarth wie eine verkleinerte Version des Dodge Firearrow, neben dem er in Turin präsentiert wurde.
Der Abarth Ghia kam beim Salonpublikum gut an, ganz besonders gefiel er offenbar einem Amerikaner namens Bill Vaughn. Der kaufte ihn kurzerhand und präsentierte ihn an der New York Auto Show im Jahr darauf als Vaughn SS Wildcat. Doch nicht nur der Name war neu. Unter der Haube wollte man einen V8 mit obenliegenden Nockenwellen untergebracht haben.
Wirklich etwas verwirrend..., aber einfach schön
Dani